Dorfkapelle in Wendersreuth

1904 - 1906

1904 bat Johann Kühner, Bauer in Wendersreuth, um Erlaubnis zum Bau einer Privatkapelle in seinem Garten, gelegen an der Straße von Altenparkstein nach Neustadt a. d. Waldnaab. Im Frühjahr 1906 war die Kapelle fertiggestellt.
Am 8. Mai des genannten Jahres er­hielt Pfarrer Johann Mühlfenzl (Pfarrer in Parkstein) vom Ordinariat die erbetene Erlaubnis, die Kapelle und zwei für dieselbe angeschaffte kleinen Glocken zu benedizieren.

Die, innen gemessen, 5.50 m lange, 4.40 m breite und 3.90 m hohe Kapelle enthielt auch einen Altar und zehn Betstühle.

Pfarrarchiv Parkstein, Wilhelm Neumann

 

1906

Den Kreuzweg der Kapelle in Wendersreuth weihte Frater Augustin Zöhrer, Guardian im Franziskanerkloster Pfreimd, am 29. Juli 1906.

Pfarrarchiv Parkstein, Wilhelm Neumann

1923

1923 erhielt BGR Johann Baptist Kühner
(geb. 25.06.1850 in Wendersreuth, Priesterweihe am 06.07.1879, Pfarrer in Gebrontshausen 30.04.1902-01.02.1927, auch Dekan, gest. 17.03.1927 in Gebrontshausen),
der mit dem Erbauer der Kapelle in Wendersreuth eng verwandt gewesen sein dürfte und für die Unterhaltung derselben einen namhaften Betrag gestiftet hatte, die Erlaubnis, bei gelegentlichen Aufenthalten in seiner Heimat in der Kapelle zu zelebrieren. Auch der Pfarrgeistlichkeit wurde die Zelebrationserlaubnis erteilt.

Pfarrarchiv Parkstein, Wilhelm Neumann

2006

Die Wendersreuther Dorfeiche

Wuchtig in des Dorfes Mitte, steht die Eich’ nach Ahnen Sitte. Weit breitet aus sie ihr Geäst, willkommen sind ihr gern die Gäst’.
Liebe Eiche, du stehst schon lange hier, und bist des Dorfes Kern und Zier.
Deine Vergangenheit geht weit zurück. So erzähl’ uns manches: Stück für Stück.
„Ich bin alt, ihr schätzt es schwer, 150 Jahr und noch mehr. Vor hundert Jahr, das weiß ich genau, war man in Wendersreuth rege am Kapellenbau.
Vom Pfarrer Kühner kam das Motiv und alles schnell vom Stapel lief. Mit Hand- und Spanndiensten ging es 1904 los vor Pfingsten.
Das Heiligtum ist wirklich ein Schmuckstück, eine Pracht, zu Ehren der Heiligen Familie so großartig gemacht.
Was einstens die Vorfahren ließen errichten, soll uns heute zu Ehre und Dank verpflichten.
Euer Eichbaum, mitten im Ort, will euch sagen aus Erfahrung dies Wort:
Fest bin ich verwurzelt in Boden und Stein. Ebenso weit ragt das Geäst in den Himmel hinein. Vieles kommt so daher im Jahreslauf, ich nehme Sturm, Kälte, Hitze und mehr noch in Kauf.
Ein Auf und ein Ab wird es auf Erden nur geben. Aber es gibt auch ein anderes, ewiges Leben. Weit breit’ ich aus Zweige und Äst’, bin offen für Gemeinschaft und Fest’.
Wenn die Jubelglocken der Kapelle erklingen, sollen meine Blätter im Takte mitschwingen:
Helft zusammen in Freud und in Not! Die Kraft schenke euch immer der gnädige Gott!“

(Auszüge aus einem Gedicht von Sr. M. M. Wittmann)

2006

"Am Sonntag, 28. Mai, feiert Wendersreuth das 100jährige Bestehen seiner Kapelle.

Sie wurde im Jugendstil in der Zeit von 1904 bis 1906 errichtet. Initiator war der aus dem Kühner-Anwesen in Wendersreuth stammende Geistliche H.H. Dekan Johann Baptist Kühner, geb. am 25. Juni 1850. Grund war möglicherweise sein 25jähriges Priesterjubiläum im Jahre 1904 (Priesterweihe am 6. Juli 1879 in Regensburg). Er wollte für sich die Möglichkeit schaffen, während seines Urlaubs im Geburtshaus täglich die Hl. Messe feiern zu können.

Die Kapelle wurde auf Privatgrund des Anwesens Kühner, bzw. Bäumler errichtet. Bis ca. 1970 war es eine private Kapelle. Dann kam sie in den Besitz der politischen Gemeinde und in die Betreuung der Ortschaft Wendersreuth.

Die Kapelle wurde vollständig von BGR Kühner erbaut und ausgestattet. Der Altar mit den geschnitzten Figuren der Hl. Familie stammt laut mündlicher Überlieferung aus dem Niederbayerischen, wo Pfarrer Kühner seit 1896 als Seelsorger gewirkt hat.

Die Kapelle ist der Hl. Familie geweiht.

In den vier Deckenecken sind die Sinnbilder der vier Evangelisten bildlich dargestellt. An den Seitenwänden befinden sich Kreuzwegstationen und Figuren des Hl. Florian und des Hl. Wendelin.

Der Bau wurde mit tatkräftiger Mithilfe und Unterstützung der Ortsbürger durchgeführt. Alle Familien, auch die einzige evangelische Familie leisteten unentgeltliche Hand- und Spanndienste.

Die Kapelle wurde mehrmals – letztmalig in den 90er Jahren – renoviert.

Es werden regelmäßig Maiandachten abgehalten und für verstorbene Ortsbürger der Sterberosenkranz gebetet.

Mögen die zwei Glocken der Kapelle die Wendersreuther noch über viele Generationen zum Gebet zusammenrufen, aber auch beim letzten Gang eines Verstorbenen aus dem Heimatdorf erklingen!"

Pfarrer Jakob Eder

im Pfarrblatt vom 21. Mai 2006,
nach Wilhelm Neumann

Quellenangaben

Eine zusammenfassende Liste aller Quellenangaben - in Klammer stehende Ziffern z.B. (3) - finden Sie in unserem Quellenverzeichnis.